Geplante Obsoleszenz: Microsoft hat angekündigt, den Support für Windows 10 im Oktober 2025 einzustellen
Selbstverständlich kann und muss Microsoft im Zeitalter von KI sein Betriebssystem weiter entwickeln. Doch der tatsächliche Zusatznutzen durch den Zwang zu Windows 11 ist für die Mehrzahl der Nutzenden gering. Dass es allerdings für einige hundert Millionen Computer, die nur mit Windows 10 funktionieren, zukünftig kein Sicherheitsupdate mehr geben soll, ist ein Skandal und eine Sonderform von geplanter Obsoleszenz. Geplante Obsoleszenz ist der Vorgang, bei dem Hersteller die Lebensdauer eines Produkts bewusst verkürzen, um einen vorzeitigen Neukauf zu provozieren und so den Absatz und Profit zu steigern oder die Einführung ständig neuer technischer Standards, die ältere Geräte schnell veraltet erscheinen lassen. Verschwendete Rohstoffe und explodierende Müllberge sind die Folge.
Die Marktforscher bei Canalys rechnen damit, dass das Ende der Unterstützung für Windows 10 dazu führen könnte, dass ab Oktober 2025 240 Millionen PCs zu Müll werden könnten. Diese gezielt erzeugte Menge an Elektroschrott wiegt schätzungsweise 480 Millionen Kilogramm, was 320.000 Autos entspricht.
In Zeiten von Klimakatastrophe und Rohstoffmangel ist dies einer der stillen und gleichzeitig größten Umweltskandale der letzten Jahrzehnte. „Schneller kaufen, schneller wegwerfen“ passt allerdings gut in unsere Zeit der marktradikalen, rücksichtslosen Gier. Silicon Valley, Microsoft und die US-Tech-Milliardäre beschleunigen die zerstörerische, große Beschleunigung zur Superbeschleunigung.
Die jetzt diskutierten „Lücken im Windows-System“ und Linux-Distributionen als Alternative, mit denen Spezialisten den aktuellen Microsoft-Zwang umgehen können, bestimmen die aktuelle Fach-Diskussion. Diese „Lückendebatten für Wenige“ lenken vom Grundproblem der gezielt geplanten Verschwendung ab. Die Umweltbewegung muss endlich aufhören, in unpolitisch-putzigen Nischen über Energiesparen und Rohstoffeinsparung zu diskutieren. Eine Forderung der Umweltbewegung muss sein, Windows 10 so lange kostenlos und ohne zusätzliche Bedingungen weiter mit Sicherheitsupdates zu versorgen, bis der globale Marktanteil des bisherigen Betriebssystems weit unter zehn Prozent gefallen ist. Der recht erfolgreiche Tesla-Boykott hat unsere Macht gezeigt.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein (ist sehr zufrieden mit seinem alten Computer der nur Windows 10 kann) |