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EU-Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategie
EU-Kommission wagt vielversprechenden Schritt für mehr Nachhaltigkeit

Am heutigen Weltbienentag (20.05.2020) hat die Europäische Kommission die lang ersehnten Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategien vorgestellt. Slow Food sieht darin die Chance, den transformativen Wandel in Gang zu setzen, um nachhaltige Lebensmittelsysteme umzusetzen und Umwelt, Bäuer*innen und unsere Gesundheit zu schützen. Die Strategien lassen auch eine grünere Covid-19-Exit-Strategie mit Fokus auf widerstandsfähige Systeme erhoffen. Slow Food wird genau verfolgen, ob auf die versprochenen Maßnahmen entsprechende Taten folgen.

Während die Farm to Fork-Strategie der erste wirkliche Versuch einer gemeinsamen Lebensmittelpolitik der EU ist, erkennt die EU-Biodiversitätsstrategie den grundlegenden Wert der biokulturellen Vielfalt an. Dies sind zwei Meilensteine, für die sich Slow Food seit Jahren einsetzt. Beide Strategien berühren viele wesentliche, miteinander verknüpfte Aspekte wie die Förderung der Agrarökologie, nachhaltiger Ernährung und die Notwendigkeit, die Tierhaltung nachhaltiger zu gestalten.

Dazu Marta Messa, Leiterin von Slow Food Europe in Brüssel : "Wir brauchen einen umfangreichen und langfristig gedachten Ansatz, um den Übergang zu einem wirklich nachhaltigen und widerstandsfähigen Ernährungssystem, das das Wohlergehen von Bäuer*innen, Landarbeiter*innen, Verbraucher*innen und der Umwelt respektiert, zu vollziehen. Die EU-Farm to Fork- und Biodiversitäts-strategie sind ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir begrüßen es, dass die Strategien hervorheben, dass Landwirt*innen und Fischer*innen Teil der Lösung sind und dass sie Unterstützung benötigen, um den Übergang zur Agrarökologie zu erreichen. Insgesamt sind die Ziele und Aktionen ehrgeizig und senden ein starkes Signal für die zu erreichenden Ziele, die alle Akteur*innen des Lebensmittelsystems einbeziehen.“

Slow Food bedauert allerdings, dass die EU-Kommission die neue Gentechnik in die Farm to Fork-Strategie aufgenommen hat und das trotz des EuGH-Urteils von 2018 und der heftigen Kritik von Slow Food und vieler anderer NGOs zu diesem Thema. Dies untergräbt die in der Biodiversitätsstrategie anerkannte Tatsache, dass regionaltypische und alte Sorten und Nutztierrassen dazu beitragen können, den Verlust der biokulturellen Vielfalt und somit der genetischen Vielfalt aufzuhalten.

Obwohl die neue EU-Biodiversitätsstrategie anerkennt, dass Vögel und Insekten auf dem Ackerland, insbesondere Bestäuber wie Bienen, "Schlüsselindikatoren für die Gesundheit der Agrarökosysteme" sind, sind die Pestizid-Reduktionsziele von 50% immer noch zu niedrig, um das rapide Sterben der Bestäuber umzukehren. Slow Food ist Teil der Europäischen Bürgerinitiative "Rettet Bienen und Bauern", die ein Reduktionsziel von 80% bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg aus synthetischen Pestiziden bis 2035 fordert. Diese Ziele sind durchaus erreichbar, wenn Landwirt*innen angemessen entlohnt würden und einen Anreiz erhielten, die biologische Vielfalt zu bewirtschaften.

Slow Food stimmt mit der Kommission darin überein, dass die Farm to Fork- und Biodiversitätsstrategien, die Teil des Europäischen Grünen Deals sind, ein Katalysator für den EU-Konjunkturplan nach der Covid-19-Pandemie sein werden und ermutigt das Europäische Parlament und den EU-Rat, die Umsetzung beider Strategien zu unterstützen und an der Verbesserung der unten genannten Slow-Food-Forderungen zu arbeiten.

Die Strategien müssen:
• Die biokulturelle Vielfalt weiter schützen und fördern, indem sie Anreize für Erzeuger*innen einführen. Die Umsetzung von Vielfalt auf dem Acker muss belohnt werden, die Registrierung von Saatgutsorten in öffentlichen Registern muss sichergestellt werden und die konventionelle Züchtung von Pflanzen und Tieren muss frei von Patentansprüchen gehalten werden;

• Unterstützung der Agrarökologie durch eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), um kleine agroökologische Betriebe zu unterstützen; und durch die Unterstützung des agroökologischen Übergangs durch unabhängige landwirtschaftliche Beratungsdienste;

• Unterstützung der Landwirt*innen bei der Entwicklung von Alternativen zu synthetischen Pestiziden, um eine 80% Reduzierung des Pestizideinsatzes bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg bis 2035 zu erreichen;

• Erstellung eines speziellen Aktionsplans zum reduzierten Konsum tierischer Lebensmittel (Fleisch, Milchprodukte und Eier) und zur Verbesserung der Art und Weise, wie diese in der EU erzeugt und konsumiert werden, um von der industriellen Landwirtschaft wegzukommen und zu einer zirkulären, extensiven Tierproduktion als Teil gemischter Landwirtschaftssysteme überzugehen;

• Allen Europäer*innen agrarökologische Lebensmittel zugänglich machen, indem bis 2030 die Zahl sozial-ökologischer Systeme wie der solidarischen Landwirtschaft um 20% gesteigert wird in Europa;

• Schaffung fairer Versorgungsketten und gerechter Arbeitsbedingungen für alle Landwirt*innen, Landarbeiter*innen, Lebensmittelhandwerker*innen und insbesondere für landwirtschaftliche Wanderarbeiter*innen, Jugendliche und Frauen;

• Aufrechterhaltung der Entschließungen des Parlaments vom Oktober 2016 und Oktober 2017 gegen die Genehmigung genetisch veränderter Organismen (GVO) durch die Kommission und zu den Bemühungen, das Verbot des Anbaus von GVO durch die EU-Mitgliedstaaten im Einklang mit dem Ziel des Schutzes der biologischen Vielfalt, der Natur und des Bodens zu erleichtern;

• Unterstützung der raschen Umsetzung des Urteils des Europäischen Gerichtshofs von 2018, in dem klargestellt wird, dass neue Techniken der Gentechnik unter die EU-Gesetzgebung über GVO fallen, und Gewährleistung, dass gentechnisch veränderte Sorten das übliche Risikobewertungsverfahren durchlaufen, rückverfolgbar sind und gekennzeichnet werden.

Mehr Informationen in der Antwort von Slow Food online ...
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Eintrag vom: 21.05.2020  




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