Die Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg veröffentlicht ihr neues Veranstaltungsprogramm für Januar bis Juli 2018. Mit dem Fokusthema „Ver|un|sicherung“ greift sie dabei ein diffuses Gefühl auf, das in seinen Auswirkungen nicht nur an den Rändern der Gesellschaft zu spüren ist, sondern zunehmend auch gesamtgesellschaftlich an Bedeutung gewinnt. Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten:
Neuer politischer Autoritarismus, rechtspopulistische Strömungen und das öffentliche Spiel mit sogenannter „Postfaktizität“, mit anderen Worten, die Ersetzung der Verpflichtung zu Wahrheit und Wahrhaftigkeit durch Propaganda, breiten sich in Europa, an seinen Grenzen und in der westlichen Welt aus und erschüttern unsere demokratische Grundordnung. Durch die Gefahr von Terroranschlägen scheint Sicherheit das höchste Gut geworden zu sein. Das ist verständlich, wenn Angst und Unsicherheit den öffentlichen Raum erfassen. Zugleich ist unsere Gesellschaft in ihrem alltäglichen Zusammenleben durch die Folgen von Flucht und Migration vor gewaltige soziale und kulturelle Herausforderungen gestellt. Andere ließen sich leicht hinzufügen. Aber auch in der Kirche scheint sich das bisherige Koordinatensystem zu verschieben. Mit Papst Franziskus steht seit fünf Jahren ein Bischof in Rom an der Spitze der katholischen Kirche, der fest gefügte Gewissheiten ins Wanken bringt.
„Uns geht es jedoch nicht darum, Kulturpessimismus zu verbreiten. Eine Verunsicherung bisheriger, möglicherweise auch nur scheinbarer Gewissheiten kann sehr produktiv sein. Sie fordert neues Nachdenken und nötigt zu erneuter Verständigung über die Grundlagen des eigenen Welt-, Gesellschafts- und Menschen-, möglicherweise sogar Gottesbildes, und das in religiösen, ethischen, politischen und kulturellen Zusammenhängen“, so Karsten Kreutzer, Leiter der Katholischen Akademie. Mit ihren Angeboten will die Akademie deshalb zu intellektuellen und existentiellen Suchbewegungen beitragen und dabei der Versuchung widerstehen, auf komplexe Fragen allzu einfache Antworten zu geben.
Unter dem Fokusthema „Ver|un|sicherung“ wird am Donnerstag, 11. Januar „Eine Vision vom Frieden“ entwickelt und ausgehend vom Friedensprogramm Max Josef Metzgers die heutige Friedensbotschaft der Kirche diskutiert. Bei der Abendveranstaltung „Liberale Moschee“ am 22. Februar 2018 steht die Idee einer liberalen Moschee in ihren Chancen und Risiken für die islamische Gemeinde, aber auch für die Öffentlichkeit kontrovers zur Diskussion.
Die Gesprächsreihe „Profile“ geht in eine weitere Runde. Mit Kirsten Boie wird am 22. Januar eine Schriftstellerin in der Akademie zu Gast sein, die Kindern und Erwachsenen nicht nur zu lesen, sondern auch zu denken gibt. Bei der Tagung „Müssen wir uns das anziehen? Der schwierige Weg zu nachhaltiger Kleidung“ am 9./10. März 2018 nehmen Expertinnen und Experten aus verschiedensten Bereichen die gesamte Produktionskette in den Blick, um zu erfahren, ab wann man ein Kleidungsstück als „nachhaltig“ bezeichnen kann.
Im Jahr 2018 geht zudem eine neue Reihe an den Start: Unter dem Motto „dies|seits“ eröffnet die Akademie in Zusammenarbeit mit dem
c-punkt/Münsterforum und der Evangelischen Stadtkirchenarbeit Freiburg Räume der Orientierung und Zeit für Einsichten zwischen Himmel und Erde für die vorletzten, aber durchaus entscheidenden Fragen im Horizont des Jenseits. Am 12. März wird Ilka Piepgras zu Gast sein, die zum Thema „Lass uns übers Sterben reden“ ihre Erfahrungen teilen wird.
Die innerkirchliche Gewissheit ins Wanken gebracht hat Papst Franziskus. Die daraus resultierende Ver|un|sicherung nimmt am 15. März 2018 der
ZDF-Vatikankorrespondent Jürgen Erbacher in den Blick, ehe bei einem Studientag am 19. April über Advance Care Planning, ein mögliches neues Konzept der Patientenverfügung, gesprochen wird.
Auch 2018 wird während der Osterferien die „Junge Akademie“ tagen. In diesem Jahr werden wir den Fragen nachgehen, wie Feindschaften zwischen Völkern und Nationen entstehen, warum sie oft so unauflöslich scheinen und auf welchen Wegen sie möglicherweise überwunden werden können.
Anlässlich des Internationalen Tags der Pflege wird am Donnerstag, 17. Mai die Inklusion von Menschen mit Demenz thematisiert. Den Halbjahresabschluss zum Fokusthema macht der Diskussionsabend „Verunsichert durch Muslime!? Verunsicherte Muslime!?“ am 13. Juli.
Zwei Ausstellungen sind in diesem Halbjahr im Haus zu sehen: Vom 6. Februar bis 12. April 2018 stellt Henny Fleischmann ihre Objektkunst aus Wachs aus. Vom
23. April bis 6. Juli 2018 werden Erdschollen aus dem brasilianischen Amazonasgebiet von der Künstlerin Betty Beier zu begutachten sein. Zusätzlich findet vom 8. bis 10. Juni eine Exkursion nach Köln zum Thema „Kunst verstehen“ statt.
Das gesamte aktuelle Programm ist auf der Homepage der Katholischen Akademie Freiburg www.katholische-akademie-freiburg.de zu finden. Das gedruckte Programm ist erhältlich bei der Katholischen Akademie, Wintererstr. 1, 79104 Freiburg,
Tel. 0761 31918-0, mail@katholische-akademie-freiburg.de. |