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Nach 40 Jahren: Zypresse eingestellt
Noch auf Freiburgs Schienen unterwegs (c) Foto: Daniel Jäger
 
Nach 40 Jahren: Zypresse eingestellt
Auf der Homepage des Anzeigenblattes Zypresse erfahren wir, dass es keine weitere Ausgabe der Zypresse geben wird: "Leider gibt es in der Druck- und Anzeigenbranche Entwicklungen, die es einem Verlag, wie der ZYPRESSE VERLAGS GMBH erschweren, die Wirtschaftlichkeit des Geschäftsbetriebs aufrechtzuerhalten. Unter den aktuellen Gegebenheiten sehen wir leider keine Möglichkeit, die Zypresse erfolgreich in die Zukunft zu führen."
Auch online ist der Betrieb eingestellt.

Hintergrund dürfte sein, dass durch kostenlose Kleinanzeigen im Internet der Verkauf von Kleinanzeigen für Printmedien immer weiter rückläufig ist. Wer darauf geachtet hat, konnte beobachten, wie die Zypresse immer dünner und dünner wurde.

Gegründet wurde die Zypresse 1984 von Roland Aphold als Offertenzeitung nach dem Muster des Anzeigenblattes "Zweite Hand", das bereits 1983 für den West-Berliner Raum gegründet wurde. Das Konzept war simpel: Die Kleinanzeigen sind gratis, die Zeitung wird für 1 Mark verkauft. Da für die Erstauflage von 500 Exemplaren noch keine eigenen Kleinanzeigen vorhanden waren, wurden diese kurzerhand aus dem "Freiburger Kleinanzeiger" aus dem Prolix Verlag ohne irgendeine Rücksprache abgekupfert. Das Konzept des Freiburger Kleinanzeigers war: Die Kleinanzeigen sind entgeltpflichtig, das Blatt wird kostenlos an zahlreichen Stellen der Stadt zur Mitnahme ausgelegt.

Beim Prolix Verlag war vor Gründung der Zypresse Bernt Kuphal jahrelang als Anzeigenleiter tätig und von dem Konzept des Freiburger Kleinanzeigers voll überzeugt. 1984 wechselte er zur Zypresse und wurde mit Roland Aphold Mitherausgeber. Da das Offertenblatt als Verkaufszeitung keinen Erfolg hatte, entwickelte er das außergewöhnliche Konzept, sowohl die Kleinanzeigen als auch das Printprodukt gratis zu machen. In der Zypresse erschienen Eigenanzeigen mit einem Zehnmarkschein und dem Hinweis "Den können Sie sich bei uns sparen" - zehn Mark waren 1984 der Preis für eine vierzeilige Kleinanzeige im Freiburger Kleinanzeiger, dessen Anzeigenaufkommen daraufhin zu schmelzen begann. Auch der Kleinanzeigenteil der Badischen Zeitung hat unter dieser Entwicklung gelitten und in der Chefetage einiges Kopfzerbrechen verursacht, was schließlich dazu führte, ein eigenes Medium namens "schnapp" ins Leben zu rufen.

Zwei Jahre "sogenannter Wettbewerb" zwischen der Zypresse und dem Freiburger Kleinanzeiger zeigten Wirkung, Ende 1987 musste sich der Prolix Verlag von seinem Kleinanzeigenblatt trennen. Auch die damalige Wochenzeitung "Prolix Zeitung" mit über 1200 Abonnenten konnte aufgrund der Finanzlage nicht weiter herausgegeben werden. Beide Publikationen sind übrigens im Archiv Soziale Bewegungen (Grethergelände, Adlerstr. 12) archiviert und sind dort öffentlich einsehbar.

Das Ende der kostenlosen Kleinanzeigen in der Zypresse hat schließlich die Badische Zeitung erwirkt, in dem sie abgemahnt hat, dass nach dem Rabattgesetz nicht für gewerbliche Kleinanzeigen Gebühren erhoben werden und private Kleinanzeigen einhundert Prozent Rabatt bekommen. Daraufhin wurden in der Zypresse alle Kleinanzeigen nicht etwa gratis (das wäre rechtlich möglich gewesen) - jetzt wurden alle Kleinanzeigen entgeltpflichtig und somit hatte die Zypresse das Konzept des Freiburger Kleinanzeigers erfolgreich kopiert.

Der große Zuspruch der Leser führte zu einem gewaltigen Wachstum der Zypresse: "Das Konzept hat sich durchgesetzt und die Zypresse ist eines der großen Offertenblätter im Kleinanzeigengeschäft in Südbaden geworden. Sie erscheint nun zweimal die Woche – Mittwoch und Samstag" ist auf der Homepage der Zypresse für 1987 zu lesen. Der Gründer der Zypresse, Roland Aphold, der 1984 auch eine eigene Galerie gegründet hatte, hat sich als Mitherausgeber verabschiedet und wurde mit einer Summe von 3 Millionen abgefunden, wie die IHK-Zeitung "Wirtschaft im Südwesten" berichtete.

In der Ausgabe vom 20. April 2024 feiert die Zypresse Verlags GmbH "40 Jahre Zypresse" mit einer lustigen Märchen-Story. Auf Seite 5 lesen wir:
"Es begann mit einer Waschmaschine ... und einer tollen Idee unseres Gründers Bernt Kuphal. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie ich meine alte Waschmaschine für wenig Geld an den Mann bringen kann?!« fragte er sich. Gesagt, getan. Ein paar Monate später schon erschien die erste Ausgabe und zwar vor 40 Jahren, am 24.02.1984. Damals noch in schwarz-weiß, aber schon gut gefüllt mit Kleinanzeigen."
 
Eintrag vom: 12.07.2024  




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